Lilly Bernstein – Trümmermädchen: Annas Traum vom Glück (Rezension)

Inhalt

1941: Die 11-jährige Anna lebt mit ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias, der eine Bäckerei betreibt, trotz des tobenden 2. Weltkriegs zunächst noch unter vergleichsweise behüteten Umständen in Köln – aber das ändert sich, als Matthias eingezogen und die Bäckerei zerstört wird. Anna muss sich von nun an mit Marie und deren kleinem Sohn Karl, der seinen Vater in seinem jungen Leben noch nicht kennenlernen durfte, allein durchschlagen – eine harte und entbehrungsreiche Zeit beginnt und ist auch nach dem Krieg lange nicht vorbei. Inmitten von Kälte, Hunger und Krankheit kämpfen nicht nur die drei ums Überleben.

Anna schließt sich einer Kinderbande an, organisiert auf dem Schwarzmarkt Kohlen und erlebt unangenehme, aber trotz aller Schrecklichkeiten auch immer wieder schöne Begegnungen. Ein Traum erhält sie aufrecht: Die Bäckerei wieder aufzubauen und sowohl ihren Onkel als auch den Jungen, in den sie sich verliebt hat, wiederzusehen …

Meine Meinung

Lilly Bernstein hat mich mit „Trümmermädchen“ sehr gepackt. Die Story und insbesondere ihre starken Protagonistinnen haben mich nachhaltig beeindruckt. Man spürt ihre Verzweiflung, aber auch immer wieder ihre Hoffnung. Die Bilder des zerstörten Köln werden im Kopf dank der anschaulichen Schilderungen ebenfalls wie von selbst lebendig, auch wenn man aus heutiger Perspektive natürlich nur erahnen kann, was die Menschen und vielfach besonders die Frauen damals durchmachen mussten.

Herzerwärmend in dieser traurigen Geschichte fand ich den kleinen Karl, der nicht nur Marie und Anna, sondern auch mich beim Lesen immer wieder aufmuntern konnte. Auch andere Kinderfiguren wuchsen mir sehr ans Herz, darunter vor allem Hilde, die Anführerin von Annas „Schwarzmarktbande“. Ihr Schicksal berührte mich ganz besonders, jedoch sei hierzu an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

So überzeugend und mitreißend ich die Geschichte auch fand – leider muss ich den Schreibstil kritisieren, der mich eher an ein Kinderbuch erinnerte. Da zumeist aus der Perspektive von Anna erzählt wird, die zu Beginn des Buchs ja tatsächlich noch ein Kind ist, dachte ich zuerst, dass sich dies in der Sprache widerspiegeln sollte und irgendwann ändern würde, je älter Anna wird. Das war aber nicht der Fall.

Ich würde den Stil zwar nicht als im üblichen Sinne seicht bezeichnen, aber doch als sehr einfach und einem „Erwachsenenbuch“ nicht ganz angemessen. Dies hatte zwar zum Vorteil, dass sich die über 500 Seiten sehr schnell „weglesen“ ließen, jedoch hätte ich sprachlich einen gewissen Tiefgang bevorzugt, der diesem ernsten Thema meiner Meinung nach angemessener wäre.