Claire Winter – Die geliehene Schuld (Rezension)
Erscheinungsdatum Hardcover: 05.03.2018
(Diana Verlag, 576 Seiten, ISBN 3453291948)
Erscheinungsdatum Taschenbuch: 09.09.2019
(Diana Verlag, 576 Seiten, ISBN 3453360397)
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Inhalt
Berlin, 1949: Der Journalist Jonathan Jacobsen steht kurz davor, skandalöse Verstrickungen bezüglich des Verbleibs früherer Kriegsverbrecher aufzudecken, als er plötzlich bei einem mysteriösen „Unfall“ ums Leben kommt. Zuvor hatte er es noch geschafft, seine Kollegin und gute Freundin Vera Lessing über seine Recherchen zu informieren, die im Krieg bereits ihre Eltern und ihren Mann verloren hat und sich ohne Jonathan nun völlig allein fühlt – so ist es für sie selbstverständlich, seine Arbeit weiterzuführen, die ungeahnte Kreise bis in höchste politische Ebenen zieht und sie schließlich selbst in Gefahr bringt …
Meine Meinung
Mir hat dieser spannende Roman außerordentlich gut gefallen. In Rückblenden wird neben der Gegenwartsgeschichte um Vera erzählt, wie Jonathan wenige Monate zuvor auf die Story gestoßen ist, die ihn letztendlich sein Leben gekostet hat, und welche Rolle Marie Weißenburg, eine junge Sekretärin aus Konrad Adenauers Stab, dabei spielte.
Die Charaktere sind allesamt glaubwürdig gezeichnet und es schockiert, wie trotz zahlreicher Maßnahmen zur sog. Entnazifizierung viele ehemals ranghohe – und keinesfalls reuige – Nationalsozialisten nach dem Krieg ungeschoren davon kamen oder durch Hilfe aus ganz unerwarteten Ecken sogar wieder hohe Posten in neuen Organisationen bekamen. Viele interessante und erschreckende politische Verstrickungen der Nachkriegszeit werden hier aufgedeckt, die zumindest mir in dieser Form noch nicht bekannt waren, von der Autorin im Nachwort aber anhand zahlreicher Quellen untermauert werden. An dieser Geschichte ist (leider) bei weitem nicht alles ausgedacht.
Daneben hat mich auch das Schicksal der fiktiven Figuren sehr berührt, ohne dass dazu künstlich auf die Tränendrüse gedrückt werden musste. Claire Winter findet eindringliche, aber niemals kitschige Worte für das Leid, die Trauer, aber zum Glück auch immer wieder für die Hoffnung der Überlebenden, die bei mir viel Nachdruck hinterlassen haben.
Fazit
Auf immerhin 576 Seiten wurde mir „Die geliehene Schuld“ nie langweilig. Eine äußerst gelungene Mischung aus Polit-Thriller, historischem Roman und dem absolut richtigen Maß an Liebesgeschichte, die sich gut in das Erzählte einfügt und nicht einfach nur „dahingeklatscht“ wirkt, weil es ohne Liebesgeschichte nun mal (vermeintlich) nicht geht. 😉 Große Empfehlung für alle, die sich für die Thematik interessieren.