Caroline O’Donoghue – Die Sache mit Rachel (dt. von Christian Lux) (Rezension)

Buhcover Caroline O'Donogue - Die Sache mit Rachel
(Copyright: Kiepenheuer & Witsch)

Erscheinungsdatum: 04.07.2024
(Kiepenheuer & Witsch, 388 Seiten, ISBN 978-3462003857)

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Inhalt

Rachel ist Anfang 30, Journalistin und schwanger, als sie zufällig erfährt, dass ihr früherer Englischprofessor im Koma liegt. Und so erinnert sie sich an die Zeit ihres Studiums vor über 10 Jahren, als ihr eine Affäre mit eben diesem Professor nachgesagt wurde und der homosexuelle James zuerst ihr Mitbewohner und dann ihr bester Freund wurde. Was ist damals wirklich passiert und wie hat es Rachel geprägt?

Meine Meinung

Ich hätte ehrlicherweise nicht zu diesem Roman gegriffen, wenn er mir nicht per Überraschungspost in einer wunderschönen Bloggerbox vom Verlag Kiepenheuer & Witsch zugegangen wäre. „Coming of Age“ zählt bei Weitem nicht zu meinen Lieblingsgenres, und der Klappentext erinnerte mich eher unangenehm an ein Buch von einer – wie Caroline O’Donoghue – ebenfalls irischen Autorin (das ich so schlecht fand, das ich es hier gar nicht erst nennen möchte). Zur Motivation suchte ich mir auf Instagram eine Leserunde, die ich beim @pickwickbuchclub auch fand – und siehe da, es war eine gute Entscheidung, dem Buch trotz anfänglicher Skepsis eine Chance zu geben und mich mit anderen dazu auszutauschen!

„Die Sache mit Rachel“ entpuppte sich zwar sehr schnell tatsächlich als klassischer Coming-of-Age-Roman über Freundschaft, Liebe, Eifersucht und das Suchen und Finden des eigenen Wegs – so weit nichts Ungewöhnliches, aber so gut erzählt, dass ich von Beginn an „drin“ war und immer weiterlesen wollte.

Rachel ist nicht unbedingt eine sympathische Hauptfigur, kommt sie doch insbesondere in den Rückblenden sehr naiv und irgendwie auch farblos daher. Mit Gelegenheitsjobs und Praktika – hier gibt es auch einen kleinen, durchaus interessanten Einblick in die Buchbranche – finanziert sie ihr Literaturstudium, das sie ohne große Ambitionen absolviert. Dennoch macht genau das sie auch besonders authentisch, denn ihre Situation ist eng an die Rezession in Irland zur damaligen Zeit geknüpft und spiegelt zudem vieles wieder, was für viele Menschen mit Anfang 20 nun mal die Hauptrolle spielt: Partys, Drogenexperimente, wer schläft mit wem. Aus ihrer erwachsenen Perspektive reflektiert Rachel ihr Verhalten und ihre Gedanken durchaus kritisch und bringt damit im Rückblick auch eine feministische Sicht auf die Geschehnisse.

Ein großer Fokus liegt auf dem Umgang mit den Themen Homosexualität und Abtreibung in Irland – schwer zu glauben, dass der Roman größtenteils in den 2010ern spielt und nicht 40 Jahre früher. Dass sich in Irland ein regelrechter „Abtreibungstourismus“ entwickelt hat, indem betroffene Frauen für den Abbruch nach England reisen – was sich selbstverständlich bei weitem nicht jede leisten kann –, war mir neu und stimmte mich sehr nachdenklich.

Alles in allem bietet „Die Sache mit Rachel“ mehr, als der Klappentext vermuten lässt: viel irischen Lokalkolorit, den Zeitgeist der frühen 2010er Jahre und Protagonist*innen, die manch eine*r als klischeehaft empfinden dürfte, in denen sich viele aber zu mehr oder weniger großen Teilen auch wiederfinden dürften. Und nicht zuletzt trotz einiger Längen auch einfach eine gute Geschichte.

Thalia
(*)

Fazit

Trotz anfänglicher Skepsis hat mir „Die Sache mit Rachel“ überraschend gut gefallen. Ein Highlight war es für mich nicht, aber in meiner Leserunde waren wir uns einig, dass wir uns den Roman gut als Serie verfilmt vorstellen könnten, vielleicht kommt da ja noch was. 😉 Ich empfehle das Buch definitiv gerne weiter.

Bewertung

(Danke an Kiepenheuer & Witsch für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)

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