Delia Owens – Der Gesang der Flusskrebse (dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann) (Rezension)

Buchcover Delia Owens Der Gesang der Flusskrebse
(Copyright: hanserblau)

Erscheinungsdatum Hardcover: 22.07.2019
(hanserblau, 464 Seiten, ISBN 3446264191)

Erscheinungsdatum Taschenbuch: 25.01.2021
(Heyne Verlag, 464 Seiten, 3453424018)

Erhältlich bei:

Inhalt

Die zu Beginn der Geschichte sechsjährige Kya lebt mit ihrer Familie abgeschieden im Marschland von North Carolina in bitterer Armut und wird nach und nach von ihren Eltern und ihren Geschwistern verlassen. Fortan muss sie sich allein durchschlagen und meistert ihr Leben erstaunlich gut – doch die Einsamkeit nagt an ihr und ist ihr nicht immer ein guter Ratgeber bezüglich der (wenigen) Menschen, auf die sie sich einlässt, während sie heranwächst.

Als eines Tages – Kya ist längst erwachsen – ganz in der Nähe ein Mord geschieht, halten die misstrauischen Stadtbewohner es für ausgemachte Sache, dass es nur das scheue und merkwürdig anmutende „Marschmädchen“ gewesen sein kann – und tatsächlich sprechen viele Indizien gegen Kya …

Meine Meinung

Dieses Buch ist schon oft gelobt, seltener verrissen, in jedem Fall aber exorbitant häufig verkauft und vor einiger Zeit auch verfilmt worden. Ich selbst hätte es, ausschließlich ausgehend von der Story, von mir aus wahrscheinlich nicht unbedingt lesen wollen, sondern habe eher aus Neugier aufgrund der vielen positiven Stimmen zugegriffen.

Und das war ein Glück – denn „Der Gesang der Flusskrebse“ hat auch mich tief berührt und im wahrsten Sinne des Wortes mitgenommen. Mit in das Marschland, in Kyas Einsamkeit, ihre Verletztheit und ihre Skepsis gegenüber Menschen. Gleichzeitig mit in ihre Sehnsucht nach jemandem, der es gut mit ihr meint, und vor allem ihre enge Verbundenheit zur Natur und den Tieren um sie herum, insbesondere den Seevögeln.

Und obwohl ich Bücher lieber in der Originalsprache lese, sofern ich dieser mächtig bin, war ich hier wohl besser mit der deutschen Fassung beraten – unter vielen der erwähnten Tier- und Pflanzennamen hätte ich mir vermutlich auf Englisch gar nichts vorstellen können; teilweise war es schon auf Deutsch schwierig. 😉 Dennoch störte dies den Lesefluss nicht, und obwohl ich eigentlich kein Fan ausschweifender Naturbeschreibungen bin, passten sie hier einfach gut in die Geschichte und die Atmosphäre des Romans.

Die Übersetzung ist in jedem Fall eine Meisterleistung; auch Kyas zu Beginn des Buchs sehr einfache und kindliche Sprache wird gut wiedergegeben. Es stört mich häufig in Büchern, dass Kindern eine zu geschliffene Ausdrucksweise in den Mund gelegt wird, die sie wirken lässt wie Erwachsene. Unter Kya kann man sich aber ohne Probleme ein kleines Mädchen vorstellen, dass noch dazu in einem eher bildungsfernen Elternhaus herangewachsen ist.

Im Vordergrund stand beim Lesen für mich eindeutig ein Gefühl zwischen Mitleid und Bewunderung für Kya als starke und beeindruckende Protagonistin. Dass vielleicht nicht alles an ihrem Werdegang realistisch gezeichnet ist – geschenkt. Es handelt sich hier immer noch um einen Unterhaltungsroman und nicht um einen Survival-Guide für in der Wildnis allein gelassene Sechsjährige.


Thalia
(*)

Fazit

„Believe the hype“, kann ich hier nur sagen – Delia Owens hat mit ihrem „Gesang der Flusskrebse“ einen modernen Klassiker geschaffen, der wohl in irgendeiner Weise den Nerv der Zeit trifft. Vielleicht ist es eine Sehnsucht nach der Rückkehr in die Natur, in das einfache Leben (obwohl sicherlich niemand mit Kya tauschen möchte). Oder die Darstellung eines Mädchens und später einer Frau, die gegen alle Widerstände ihren Weg geht. Oder vielleicht auch alles zusammen und noch mehr, das man gar nicht in jeder Einzelheit erklären kann und muss.

Da die Geschichte für mich sehr stimmig zwischen Coming-of-Age-Roman und Krimi pendelte und mich insbesondere das Ende noch mal sehr mitgenommen sowie auch überrascht hat, vergebe ich gerne die volle Punktzahl und spreche eine große Leseempfehlung aus.

Bewertung

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