Ewald Arenz – Alte Sorten (Rezension)

Inhalt

Sally, eine unverstandene und rebellische Jugendliche, ist ausgerissen (von wo, erfahren wir erst nach und nach) und landet bei der deutlich älteren Liss, die alleine einen Bauernhof am Laufen hält.

Liss stellt Sally keine Fragen, bietet ihr aber ganz selbstverständlich an, auf dem Hof zu bleiben. Aus ein paar Tagen werden mehrere Wochen. Liss selbst ist auf ihre Art ähnlich verschlossen wie Sally, aber dennoch kommen sich die beiden nach und nach ohne große Worte näher – welche Verletzungen aus der Vergangenheit verbinden die beiden mehr, als es auf den ersten Blick scheinen mag?

Meine Meinung

In diesem Buch wurde für mich der Herbst lebendig – und zwar in seiner schönsten Form. Kalte klare Morgenluft, tagsüber strahlend blauer Himmel und wärmende Sonnenstrahlen, die Tage sind noch nicht zu kurz. Ewald Arenz‘ sehr bildreiche, aber dennoch klare Sprache trug sehr viel dazu bei, dass ich mich perfekt in die Herbststimmung und die Erntezeit der „alten Sorten“ hineinfühlen konnte, obwohl ich das Buch im Frühjahr gelesen habe. 😉

„Alte Sorten“ bezieht sich hier vor allem auf Birnen. Liss gibt sie Sally zum Probieren und knackt nicht zuletzt damit nach und nach ihren Schutzpanzer. Ich fand es gut und schlüssig dargestellt, wie Sally die Schönheit der Natur und des Landlebens entdeckt und dadurch immer zugänglicher wird.

Sympathisch waren mir die beiden Protagonistinnen zwar nicht unbedingt, aber ich fand sie und die Annäherung zwischen ihnen sowie auch die „Läuterung“ beider, wenn man es so nennen mag, sehr glaubhaft geschildert. Zu Sally hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr Hintergrund und Erklärungen dazu gewünscht, wie sie in ihre missliche Lage geraten ist. Der Figur Liss kam ich dadurch näher, dass ich auch viel von ihrem Leben vor der Begegnung mit Sally erfuhr. Das sei aber als Kritik auf hohem Niveau zu verstehen.