Laura Spence-Ash – Und dahinter das Meer (dt. von Claudia Feldmann), 2024 (Rezension)
Erscheinungsdatum: 02.08.2024
(mare, 368 Seiten, ISBN 978-3866487024)
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Inhalt
Beatrix wird als Kind während des 2. Weltkriegs zu ihrem Schutz aus London zu einer Familie in den USA geschickt. Schnell fühlt sie sich dort wohl und versteht sich gut mit den beiden Söhnen William und Gerald, während ihre Eltern sie schmerzlich vermissen.
Nach dem Krieg kehrt Beatrix als Teenager zurück nach England – aber ein Band zu ihrer Gastfamilie bleibt auch darüber hinaus bestehen. Wie geht das Leben für die Protagonist*innen weiter?
Meine Meinung
Ich hatte viele gute Rezensionen zu „Und dahinter das Meer“ gelesen, zudem fand ich die Thematik der Kinderverschickung spannend, die mir in der Form zuvor nicht bekannt gewesen war. Das historische Setting interessierte mich also sehr, und gern hätte ich mehr darüber erfahren, wie Beatrix‘ Eltern zu dem Entschluss kamen, ihre Tochter in ein unbekanntes Land zu einer ihnen unbekannten Familie bringen zu lassen.
Stattdessen werden wir Leser*innen genau wie Beatrix unmittelbar ins Geschehen geworfen: Mit dem Schiff geht es über den Atlantik zur Familie Gregory. Dachte ich zu Beginn noch, dass hier vielleicht ein bisschen im Zeitraffer erzählt wird, damit schnell zur „eigentlichen“ Story – Beatrix‘ Aufenthalt in den USA – gesprungen werden kann, so wurde ich im weiteren Verlauf diesbezüglich enttäuscht: Das Erzähltempo blieb fast durchgängig genauso flott wie am Anfang und ließ für mein Ermessen auch im weiteren Verlauf den einen oder anderen Hintergrund aus, der vielleicht wichtig und interessant zu erfahren gewesen wäre. Stattdessen wurden Begebenheiten wie zum Beispiel ein Tag, den Beatrix und William als junge Erwachsene zusammen in London verbringen, sehr in die Länge gezogen.
Unterteilt ist das Buch in drei Teile mit großen Zeitsprüngen; insgesamt begleiten wir die Figuren über einen Zeitraum von über 30 Jahren. Vielleicht könnte daraus eine dreiteilige Miniserie verfilmt werden – in der Romanform hätte ich mir aber ein gemächlicheres Tempo und eine genauere Herausarbeitung der Charaktere gewünscht. Stattdessen wirkte der Erzählstil größtenteils nüchtern und berichtartig, was für mich oft nicht zu der Schilderung emotional sehr bewegender Ereignisse passte. So blieben die Figuren für meine Begriffe eher blass und ich kam ihnen nicht nahe genug, um mich wirklich für ihr Schicksal zu interessieren.
Apropos Schicksal: Beatrix lebt ihr Erwachsenenleben nach dem Krieg über lange Zeit für damalige Verhältnisse eher unkonventionell. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel vom Ende vorwegnehmen, daher nur so viel: Mir hätte es mehr zugesagt, wenn sie schlussendlich auch auf diese Art hätte glücklich werden dürfen, statt dafür schließlich doch noch einen sehr traditionellen Weg einschlagen zu müssen. Die Chance auf ein etwas weniger konservatives – und letztlich vielleicht auch weniger rührseliges – Ende blieb leider ungenutzt.
Fazit
„Und dahinter das Meer“ hätte viel Potenzial gehabt, mich in seinen Bann zu ziehen, aber leider ist es Laura Spence-Ash schlussendlich nicht gelungen, mich mit ihrer Erzählweise und dem Plot zu überzeugen. Schade, ich hätte die Geschichte gerne gemocht.
Bewertung
(Danke an den Netgalley für das Rezensionsexemplar. Keine weitere Vergütung erhalten.)