Dieter Lange – Sieger erkennt man am Start – Verlierer auch (Rezension)
Erscheinungsdatum: 27.07.2023
(Econ Verlag, 254 Seiten, ISBN 978-3430211031)
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Inhalt
Dieter Lange, seines Zeichens früher leitend in verschiedenen Großkonzernen tätig gewesen, arbeitet inzwischen seit vielen Jahren als Coach, unter anderem für ranghohe Führungskräfte und Fußballnationalspieler. Erstmalig 2010 erschienen, ist dieses Buch 2023 in einer überarbeiteten Version herausgegeben worden.
Was ist Erfolg, wie lösen wir Probleme, wie nehmen wir die Welt wahr und was ist unser Selbst (im Unterschied zu unserem Ego)? Wer sind wir und wie können wir danach handeln, wie wir „eigentlich“ sind? Diesen und vielen weiteren Fragen geht der Autor in diesem Buch nach, und gespickt mit zahlreichen Anekdoten aus seinem eigenen Leben eröffnet er uns einen Weg zu mehr Gelassenheit im Umgang mit den Herausforderungen des Lebens.
Meine Meinung
Am Ende dieses Ratgebers, das ich ausnahmsweise vorwegnehmen möchte, sagt Dieter Lange es selbst: Alles ist bereits in uns. Er hofft sogar, dass wir vieles von dem, was er uns zuvor nahebringen wollte, schon mal gehört haben und damit bereits wussten. Fasst er also nur ohnehin schon allgemein Bekanntes zusammen?
Vielleicht – auf manche Leser*innen mag es tatsächlich zutreffen, dass sie hier nichts Neues mehr finden, anderen sind die beschriebenen Perspektiven vielleicht doch vollkommen neu.
Der Autor beschreibt, wie wir unsere Einstellung zum Leben verändern und annehmen können, was um uns herum passiert, ohne es sofort zu bewerten – denn jede negative Bewertung ist zunächst einmal unserer eigenen Interpretation zuzuschreiben und nicht dem Sachverhalt, der passiert ist.
Wir sollen erkennen, dass wir Fehler nicht „machen“, sondern sie uns passieren oder unterlaufen, und dass jeder solcher Fehler eine Chance zur Verbesserung darstellt.
Garniert wird das Ganze mit zahlreichen Anekdoten aus Dieter Langes eigenem Leben, die für meinen Geschmack etwas zu häufig eingestreut werden und teils auch etwas zu sehr in Richtung Selbstbeweihräucherung gehen. Klar, Storytelling gehört im Coaching-Business dazu – ich will dem Autor auch keineswegs unterstellen, dass die Geschichten nur erfunden sind, aber ein bisschen weniger dick hätte hier und da ruhig aufgetragen werden können, ohne dass der Kern der Botschaft verloren gegangen wäre.
Stellenweise richtet sich das Buch zudem offenbar an eine äußerst privilegierte Leserschaft: Die Aussage, dass man das Geld für alle möglichen Unternehmungen doch gar nicht selbst haben müsse, sondern jederzeit von der Bank leihen könne, dürfte für den einen oder die andere klingen wie blanker Hohn. Solche Aussagen waren mir dann doch zu vereinfacht und beeinträchtigten das Lesevergnügen hier und da.
Was mir hingegen sehr gefiel, ist Dieter Langes Herangehensweise, den Ursprung von Wörtern zu suchen oder sie in ihre Bestandteile zu zerlegen (Beispiel: ver-zwei-felt), um ihre Bedeutung zu entschlüsseln. Das hat mich als Linguistin sehr angesprochen und mir den einen oder anderen Aha-Effekt beschert.
Fazit
Trotz einiger kleiner Kritikpunkte: Das Buch hat mich gefesselt und mir die eine oder andere Perspektive im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung eröffnet, die zwar vielleicht nicht gänzlich neu ist, hier aber eben doch auf interessante und hilfreiche Weise in einen ungewohnten Kontext gesetzt wird.
Wie immer bei Ratgebern gilt, dass nicht alles auf alle zutrifft und man sich die Teile „herauspicken“ sollte, die einen in der eigenen jeweils aktuellen Lebenssituation am stärksten ansprechen. Ich spreche gern eine Leseempfehlung für alle aus, die sich mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen möchten.
Bewertung
(Danke an den Econ Verlag und Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)