Ulrich Hoffmann – [Außer] Kontrolle (Rezension)

Buchcover Ulrich Hoffmann Ausser Kontrolle
(Copyright: Mosaik)

Erscheinungsdatum: 11.04.2022
(Mosaik, 208 Seiten, ISBN 3442393957)

Erhältlich bei:

Inhalt

Der Kontrollwahn greift um sich: Wir sollen unseren Körper, unseren Geist und unser ganzes Leben immer weiter optimieren, über uns selbst bestimmen, glücklicher werden. Doch wie können wir mit Ereignissen umgehen, die außerhalb unseres Einflusses liegen und dennoch Auswirkungen auf uns haben? Und wie können wir unterscheiden, wann es sich lohnt, eingreifen zu wollen, oder die Dinge auch einfach mal laufen zu lassen?

Diesen und weiteren Fragen geht Ulrich Hoffmann in diesem Buch nach, analysiert unser Streben nach Perfektion und gibt zahlreiche Denkanstöße zum eigenen Verhalten.

Meine Meinung

„Was wir beeinflussen können und was nicht – und wie wir lernen, damit umzugehen“ ist ein vielversprechender Untertitel. Der Autor analysiert zuerst, warum wir eigentlich am liebsten alles unter Kontrolle haben wollen, woher dieser Anspruch kommt und warum wir uns (scheinbar) damit wohlfühlen, wenn wir möglichst viel entscheiden und beeinflussen können.

Gleichzeitig erläutert er aber auch, weshalb wir zwangsläufig daran scheitern müssen, stets alles im Griff haben zu wollen. Dabei ergeht er sich keinesfalls nur in Plattitüden à la „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ oder „Was uns nicht umbringt, macht uns härter“ – im Gegenteil widerlegt er einige Binsenweisheiten oder zeigt zumindest überzeugend auf, warum sie eben nicht in allen Fällen gelten. Natürlich darf man sich ärgern, wenn etwas nicht nach Plan läuft – aber parallel kann man trotzdem lernen, sich damit anzufreunden, gar nicht erst zu viele Pläne zu machen, die potentiell scheitern könnten.

Selbstwirksamkeit und ihre Grenzen sind das Hauptthema in „[Außer] Kontrolle“. Ein Plädoyer für aktives und verantwortungsvolles Handeln, aber gegen die Einbildung, man könne alles und jeden (darunter auch sich selbst) so beeinflussen, dass man in jedem Fall seine Ziele erreichen wird. Manchmal scheitern wir und das ist okay. Weder sind wir an allem, was schiefläuft, selber schuld, noch können wir stets die – wie auch immer gearteten – Umstände oder eine höhere Macht dafür verantwortlich machen.

Mit 208 Seiten war das Buch schnell gelesen – aber nicht nebenbei. Auch wenn die Überlegungen größtenteils nicht über „Alltagsphilosophie“ hinausgehen, fand ich es dennoch nicht immer ganz leicht, dem – zweifellos vorhandenen – roten Faden zu folgen. Womöglich lag das an mir oder aber daran, dass ich das Buch als Ebook gelesen habe. Normalerweise macht mir das keine Schwierigkeiten; hier hätte ich mir aber doch das eine oder andere Mal gewünscht, schnell(er) zurückblättern zu können, um die eine oder andere Passage noch mal nachzulesen.

Thalia
(*)

Fazit

„[Außer] Kontrolle“ legt überzeugend dar, warum wir zwingend an unseren eigenen perfektionistischen Kontrollansprüchen scheitern müssen, endet aber nicht bei einem bloßen „Man muss auch mal fünfe gerade sein lassen können“. Ich habe viele interessante Denkanstöße gefunden, empfehle aber klar, das Buch als Printausgabe zu lesen und sich bei der Lektüre vielleicht auch Notizen dazu zu machen. Davon hat man sicherlich mehr, als wenn man es einfach nur „wegliest“. Angesprochen fühlen dürfte sich von der Thematik jedenfalls jede*r von uns auf die eine oder andere Art.

Bewertung

(Danke an das Bloggerportal und für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)

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