Stefanie de Velasco – Das Gras auf unserer Seite (Rezension)

Buchcover Stefanie de Velasco Das Gras auf unserer Seite
(Copyright: Kiepenheuer & Witsch)

Erscheinungsdatum: 07.03.2024
(Kiepenheuer & Witsch, 256 Seiten, ISBN 978-3462005738)

Erhältlich bei:

Inhalt

Drei Freundinnen jenseits der 40, deren Lebensrealität fernab von gängigen Familienszenarien stattfindet: Kennengelernt haben sie sich auf der Hundewiese, Kinder wollten sie alle nie, eine klassische Paarbeziehung führt (selbstgewählt) ebenfalls keine von ihnen.

Jede hat ihre eigenen Themen und Ambitionen – Charly ist Schauspielerin und träumt von einer neuen großen Rolle, als sie von einer ihrer Affären schwanger wird, Autorin Grit will einen zweiten erfolgreichen Roman schreiben und lieber in einem Schrebergarten leben als zusammen mit ihrem Partner in einer gemeinsamen Wohnung, Kessie muss ihre kranke Mutter im Pflegeheim eingewöhnen und trifft dort auf ihre Jugendliebe. Wir begleiten die Freundinnen durch ein Stück ihres Alltags, aufgelockert immer wieder durch Ausschnitte aus ihrer WhatsApp-Chatgruppe.

Meine Meinung

„Begehren und Gebären sind zwei gegensätzliche Pole, Sex das Gegenteil von Mutterschaft und Babys nur das Abfallprodukt von diesem letzten aufregenden Spiel, das Charly geblieben ist.“ – Selten bis nie leite ich Rezensionen mit Zitaten ein, aber dieser Satz hat mich nachhaltig beeindruckt, drückt er doch auf elegante wie gleichermaßen provokante Weise nahezu alles aus, was nicht nur Charly, sondern auch die anderen beiden Freundinnen ausmacht.

Stefanie de Velasco hat drei im besten Sinne authentische Charaktere erschaffen, die fernab von Konventionen ihr Leben leben, ohne dabei bewusst „special“ sein zu wollen. Sie sind einfach, wie sie sind, haben das Glück, einander gefunden zu haben, und erzählen abwechselnd ihre Geschichte(n).

Die vielen Perspektivwechsel sowie auch der Einblick in die Chatgruppe haben mir gut gefallen und einen sehr unmittelbaren Zugang zu allen Figuren ermöglicht. Uneingeschränkt sympathisch ist keine von ihnen, aber genau das macht sie so realistisch. Der Grundton des Romans ist ein großes „F** you“ gegen Konventionen und gesellschaftliche Erwartungen, die insbesondere an Frauen nach wie vor gestellt werden. Und vor allem Kessies Geschichte zeigt auf, dass keineswegs  nur Mütter Care-Aufgaben wahrnehmen müssen.

Einen roten Faden durch die Geschichte bildet der Schrebergarten, den Grit „aufmöbelt“, aber insgesamt ist der Roman eher episodenhaft erzählt und liefert einen Ausschnitt aus dem alltäglichen Leben der drei Hauptfiguren. Ich fand das zu jeder Zeit unterhaltsam und kurzweilig – meinetwegen könnte das Buch noch ein paar Seiten mehr haben oder als Serie verfilmt werden. 😉

Thalia
(*)

Fazit

Es müsste mehr Geschichten wie „Das Gras auf unserer Seite“ geben, die alternative Lebenswege normalisieren und diese eigentlich so einfache Botschaft vermitteln: Leben und leben lassen. Eine riesengroße Empfehlung und bisher eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr!

(Danke an Kiepenheuer & Witsch und Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)

Bewertung

Teile den Beitrag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert