Jérôme Loubry – Der Erlkönig (dt. von Alexandra Baisch) (Rezension)
Erscheinungsdatum: 29.03.2021
(Ullstein Taschenbuch, 400 Seiten, ISBN 3548063756)
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Inhalt
Mitte der 1980er Jahre in der Normandie: Sandrine muss sich um das Erbe ihrer Großmutter kümmern, die sie nie kennengelernt hat. Bis zu ihrem Tod lebte diese auf einer kleinen Insel, in der sie kurz nach dem 2. Weltkrieg Kinder in einer Ferienfreizeit betreut hat.
Damals passierten unheimliche Dinge, und für Sandrine erscheint auch die Gegenwart nicht minder mysteriös – was hielt ihre Großmutter so lange auf der Insel, und was bedeuten die seltsamen Aussagen der weiteren Bewohner, unter anderem über den „Erlkönig“, der sie angeblich bedroht?
Nach ihrer Rückkehr wird Sandrine blutüberströmt an einem Strand gefunden und berichtet sowohl einer Psychologin als auch dem ermittelnden Polizisten von der Insel – und schnell wird klar, dass das noch lange nicht alles ist, was Sandrine zu erzählen hat …
Meine Meinung
Thriller zu besprechen, finde ich oft schwierig, ohne zu viel von der Handlung zu verraten. „Der Erlkönig“ ist in dieser Hinsicht ein besonders delikates Exemplar seiner Gattung, denn in diesem Buch ist wirklich nichts so, wie es anfangs oder auch im weiteren Verlauf scheint. Immer, wenn man meint, das Rätsel nun geknackt zu haben, nimmt die Story eine weitere Wendung, und alles erscheint plötzlich in anderem Licht.
Genial konstruiert und hochkomplex führt uns Jérôme Loubry sowohl in die Abgründe der menschlichen Psyche als auch schlicht und einfach an der Nase herum. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich endlich die „Wahrheit“ wissen wollte. Das Ende kam für mich völlig unerwartet. Wer es erahnt hat, möge sich bitte bei mir melden. 😉
Ebenfalls anspruchsvoll, aber nicht zu komplex fand ich den Schreibstil des Buchs, für den definitiv auch die Übersetzerin Alexandra Baisch im Deutschen den richtigen Ton getroffen hat.
Fazit
Mir hat „Der Erlkönig“ eine (fast) schlaflose Nacht beschert, und noch am nächsten Tag war ich ziemlich durcheinander von diesem überwältigenden Leseerlebnis.
Ich spreche eine große Empfehlung, aber auch eine Triggerwarnung für sexuelle Gewalt sowie Gewalt an Kindern und Tieren aus. Wer auf diese Themen sehr empfindlich reagiert, sollte lieber etwas anderes lesen. Für mich war „Der Erlkönig“ eines meiner absoluten Highlights 2021.