JP Delaney – Die Fremde in meinem Haus (dt. von Sibylle Schmidt) (Rezension)

Buchcover JP Delaney - Die Fremde in meinem Haus
(Copyright: Penguin Verlag)

Erscheinungsdatum: 12.07.2023
(Penguin Verlag, 384 Seiten, ISBN 3328602887)

Erhältlich bei:

Inhalt

Susie, eine mittelerfolgreiche Sängerin, erhält via Social Media eine Nachricht von einem 15-jährigen Mädchen, das behauptet, ihre Tochter zu sein. Und das ist gar nicht so abwegig, denn tatsächlich hat Susie in jungen Jahren ein Baby zur Adoption freigegeben. Mittlerweile ist sie mit dem ehemaligen Boyband-Star Gabe verheiratet und wünscht sich unbändig ein Kind mit ihm – und deshalb nimmt sie natürlich auch die „verlorene Tochter“ Sky gerne bei sich auf, als diese vor ihren Adoptiveltern flüchtet. Aber das Zusammenleben mit Sky entpuppt sich schnell als alles andere als leicht, und nach und nach treten unangenehme Wahrheiten zutage – was ist vor 15 Jahren wirklich passiert und wer hält hier was geheim?

Meine Meinung

Ich hatte bereits drei andere Bücher von JP Delaney gelesen: „Du gehörst uns“ und „Tot bist du perfekt“ hatten mir gut bis sehr gut gefallen, über „The Girl Before“ breite ich lieber den Mantel des Schweigens (wer mehr darüber wissen möchte, kann mir aber gerne schreiben), und ein weiteres Buch, dessen Titel mir bereits entfallen ist, hatte ich sogar abgebrochen. Bisher hatte ich also einen eher ambivalenten Eindruck von den Werken dieses Autors, und Thriller haben es bei mir ohnehin schwer. Wo reiht sich also nun das neueste Buch „Die Fremde in meinem Haus“ ein?

Fangen wir mal mit meiner Definition eines gelungenen Thrillers an: Ein guter Thriller lebt für mich vom Spannungsfaktor und von unerwarteten Plot-Twists, die am Ende zu einer überraschenden, aber schlüssigen Auflösung führen. Für meinen Geschmack darf es dabei weder zu brutal noch zu „lahm“ zugehen, also sprich, ein gewisses Maß an Gewalt ist für mich erträglich und gehört in manchen Settings auch dazu, aber es darf keinesfalls zu viel sein (das betrifft physische wie auch psychische Gewalt).

Das Positive zuerst: Zu brutal war mir „Die Fremde in meinem Haus“ definitiv nicht. Ein gewisser Spannungsfaktor war ebenfalls vorhanden, denn es gab gerade zu Beginn zahlreiche Andeutungen, undurchsichtige Figuren, Handlungen, die auf den ersten Blick keinen Sinn zu ergeben schienen. Mir drängten sich viele Ideen dazu auf, wer hier mit wem unter einer Decke stecken könnte, eine falsche Identität vorspiegelt oder eigentlich ein ganz anderes Ziel verfolgt, als er oder sie vorgibt. Und am liebsten wäre es mir natürlich gewesen, wenn am Ende noch etwas eingetreten wäre, das ich so nie erwartet hätte. 😉

Hiermit kommen wir aber schon zu dem, was mir leider nicht gefallen hat: Unerwartete Plot-Twists waren (zumindest für mich) Fehlanzeige. Natürlich, es kommen nach und nach unangenehme Geheimnisse aus der Vergangenheit der Hauptpersonen ans Tageslicht. Wirklich überrascht hat mich aber nichts davon. Die Figuren handeln zudem aus meiner Sicht unglaubwürdig und entweder völlig überzogen oder viel zu nachsichtig. Ich fand keine von ihnen realistisch gezeichnet.   

Meiner Meinung nach ist „Die Fremde in meinem Haus“ in erster Linie ein Familiendrama, in dem Themen wie unbewältigte Traumata, der Umgang mit Adoptionen und unerfüllter Kinderwunsch die Hauptrolle spielen. Und auch die „Me too“-Bewegung erhält ihren Platz und verleiht der Geschichte einen sehr aktuellen Anstrich – WIE aktuell sie dadurch gerade aus deutscher Sicht ist, ist in der konkreten Ausgestaltung sicherlich Zufall, aber dieser Erzählstrang erinnert jedenfalls verblüffend an die Vorwürfe gegen die Band Rammstein.

Wo bei all dem der Thriller-Aspekt bleibt? Das habe ich mich – nach einem, wie gesagt, durchaus vielversprechenden Start – auch lange gefragt und bis zum Ende leider keine Antwort erhalten. Es gab auch am Schluss einfach keinen „Aha“-Effekt, sondern die Geschichte lief einfach aus (für meinen Geschmack auch nicht besonders realitätsnah), was ich sehr schade fand.

Thalia
(*)

Fazit

Einen gewissen Spannungsfaktor kann ich diesem Buch nicht absprechen. Allerdings liefen sämtliche vielversprechenden Ansätze ins Leere, und deshalb war „Die Fremde in meinem Haus“ für mich einfach kein Thriller.

Leider ist die Geschichte aber auch als Familienroman für meine Begriffe nicht überzeugend genug ausgestaltet, als dass ich mehr als zwei Sterne vergeben könnte. Sehr schade – ich würde von JP Delaney sehr gerne noch mal einen Thriller lesen, der mir ebenso sehr zusagt wie „Du gehörst uns“ und vor allem „Tot bist du perfekt“ – diese beiden Bücher empfehle ich daher deutlich lieber als dieses hier.

Bewertung

(Danke an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar. Keine weitere Vergütung erhalten.)

Teile den Beitrag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert