Yrsa Sigurdardóttir – Rauch (dt. von Tina Flecken und Anika Wolff) (Rezension)

Buchcover RAUCH von Yrsa Sigurdardottir
(Copyright: btb Verlag)

Erscheinungsdatum: 12.06.2024
(btb Verlag, 400 Seiten, ISBN 978-3442762439)

Erhältlich bei:

Inhalt

Eine Gruppe alter Studienfreunde reist gemeinsam auf eine Insel, um an der Beerdigung einer weiteren früheren Kommilitonin teilzunehmen. So weit, so traurig – aber hatte Gugga wirklich Krebs, wie sie vor ihrem Tod behauptet hatte, oder ist sie an etwas ganz anderem gestorben? Und wie hängt ihr Tod mit dem Verschwinden eines weiteren Cliquenmitglieds von damals zusammen?

All dem versuchen die „Verbliebenen“, aber auch die Ermittler*innen der Polizei auf die Spur zu kommen – und dabei tritt Erstaunliches zutage …

Meine Meinung

Ich hatte mich sehr auf den neuesten Thriller der isländischen Bestseller-Autorin Yrsa Sigurdardóttir gefreut. Hatten mich doch die beiden Vorgänger „Schnee“ und „Nacht“ sehr begeistert und überzeugt. Und apropos „Nacht“:  Einige Figuren in „Rauch“ waren mir schon aus diesem Buch bekannt und ihre Geschichten werden auch weitergesponnen – zum Verständnis ist es aber nicht nötig, die vorausgehende Story in allen Einzelheiten zu kennen.

Erzählt wird „Rauch“ in einem kurz aufeinander folgenden Vorher/Nachher: Die Erlebnisse der Freundesgruppe wechseln sich mit den Schilderungen der Ermittlungen ab, die einige Tage später stattfinden. Man ahnt früh, dass es den ehemaligen Student*innen in der Zwischenzeit nicht gut ergangen sein kann. Jedoch werden die Informationen wohldosiert preisgegeben und ich fühlte mich nicht durch die Ermittlungen gespoilert.

Aber – und leider ist das ein großes „Aber“: Während mich „Nacht“ und „Schnee“ mit subtilem Grusel und interessanten Verstrickungen fesselten, blieb „Rauch“ leider stark hinter meinen Erwartungen zurück. Unlogisches Verhalten nahezu aller Figuren sowie teilweise wirklich langatmige Passagen trübten mein Lesevergnügen. Sicher, die Freund*innen befinden sich in einer Ausnahmesituation – dass aber von fünf Personen alle ausschließlich irrational handeln, fand ich nicht glaubwürdig. Auch das Privatleben der Gerichtsmedizinerin Iðunn, das hier ausführlich erörtert wird, interessierte mich nur in Maßen.

Empfand ich in den anderen Büchern (nur) das jeweilige Ende als kleine bis mittelgroße Enttäuschung, so ging es mir in „Rauch“ leider mit der gesamten Auflösung der Geschehnisse so. Letztlich fand ich den Plot einfach nicht gut konstruiert und genauso unglaubwürdig wie das Verhalten der Protagonist*innen. Hierzu kann ich leider nicht mehr sagen, ohne zu viel zu verraten, aber mir schien vieles einfach sehr weit hergeholt.

Ärgerlich fand ich außerdem das unzureichende Lektorat: Insbesondere am Anfang werden einige Fakten wie z. B. eine Personenbeschreibung mehrfach an unterschiedlichen Stellen wiederholt, das hätte definitiv auffallen müssen. Übersetzt ist der Roman ebenso wie die anderen mir bekannten Bücher der Autorin aber einmal mehr exzellent.

Thalia
(*)

Fazit

Im Vergleich zu „Schnee“ und „Nacht“ hat mich „Rauch“ leider sehr enttäuscht und ein wenig ratlos zurückgelassen. Die Story hätte viel Potenzial gehabt, das aber leider aus meiner Sicht verschenkt wurde.

Einen halben Stern mehr, als ich der Story geben würde, vergebe ich für die einmal mehr sehr eindringlich geschilderte Atmosphäre, die einen selbst an heißen Sommertagen in den isländischen Winter versetzt. Ich empfehle insbesondere zum Einstieg definitiv eher die anderen Bücher der Autorin.

Bewertung

(Danke an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)

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