Yrsa Sigurdardóttir – Schnee (dt. von Tina Flecken) (Rezension)

Buchcover Yrsa Sigurdardóttir Schnee
(Copyright: btb Verlag)

Erscheinungsdatum: 31.08.2022
(btb Verlag, 353 Seiten, ISBN 3442759528)

Erhältlich bei:

Inhalt

Mitten im Winter verschwindet In der isländischen Wildnis eine vierköpfige Wandergruppe. Ein Rettungstrupp sucht nach den Vermissten, hat aber von Beginn an nicht viel Hoffnung, sie noch lebend zu finden. Was brachte die beiden offensichtlich wenig outdoor-erfahrenen Paare dazu, den Trip überhaupt anzutreten? War nicht noch eine fünfte Person bei ihnen, und wenn ja, was wurde aus ihr?

Parallel gehen in einer einsamen Radarstation ganz in der Nähe seltsame Dinge vor sich: Der eigenbrötlerische Ingenieur Hjörvar hat mysteriöse Erscheinungen und deckt nach und nach ein altes Familiengeheimnis auf, das seine Eltern ihm zeit ihres Lebens verschwiegen haben. Gibt es eine Verbindung zu der Gruppe, die vor ihrem Verschwinden ebenfalls paranormale Erlebnisse hatte?

Meine Meinung

Yrsa Sigurdardóttir ist eine bekannte isländische Krimiautorin, „Schnee“ war aber das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Auch wenn die Aufklärung eines Vermisstenfalls im Vordergrund steht, ist es kein klassischer Kriminalroman, sondern ein Thriller mit Horrorelementen. Gerade zur dunklen Jahreszeit fand ich das Setting in der verschneiten isländischen Wildnis sehr vielversprechend, und ein bisschen Grusel mag ich auch sehr, wenn er nicht zu sehr in den Fantasybereich abdriftet.

Das war bei „Schnee“ definitiv auch nicht der Fall. Die scheinbar unerklärlichen Phänomene wurden wohldosiert eingesetzt, und die Kälte wurde durch die lebensechten Beschreibungen von Schneegestöber und Winterstürmen spür- und greifbar.

Die Perspektive wechselt kapitelweise zwischen dem Suchtrupp (in Person der freiwilligen Helferin Jóhanna), dem Ingenieur Hjörvar in der Radarstation und – in Rückblicken – der Wandergruppe hin und her. Die Erlebnisse der Wanderer werden mit Fokus auf Dröfn erzählt, der weiblichen „Hälfte“ eines der beiden Paare. Auf den ersten Blick hat Hjörvars Geschichte nicht viel mit den anderen zu tun; im weiteren Verlauf treten aber diverse Verstrickungen zutage. In diesem Erzählstrang gab es mit dem putzigen Kater Kisi (isländisch für „Katerchen“) auch meine persönliche Lieblingsfigur. (Aber keine Sorge, der Kater kann weder sprechen noch ist er ein Detektiv in Katzengestalt oder Ähnliches.)

Das Buch hat mich über sehr, sehr weite Strecken extrem gefesselt, alle Geschichten waren spannend und im passenden Maße unheimlich. Ich brannte förmlich darauf, zu erfahren, ob und wenn ja, wie am Ende alles zusammenhängt. Und hier liegt nun leider die größte Krux: Das Ende hat mich ebenso sehr enttäuscht, wie mich der allergrößte Teil der vorausgehenden Geschichte begeistert hatte.

Natürlich ist es sehr schwierig, dies hier zu begründen, ohne zu spoilern, daher nur so viel: Ja, es greift am Ende alles irgendwie ineinander (hier und da fast zu sehr und damit nicht ganz glaubwürdig), aber mir erschloss sich weder das Motiv der für einen Großteil der Geschehnisse hauptverantwortlichen Person noch fand ich ihre Enthüllung interessant zu lesen.

Wahrscheinlich sollten hier zahlreiche „Aha“-Effekte einsetzen, aber dass die Auflösung letztlich nur in einer Art Epilog geschildert wurde, wirkte auf mich etwas lieblos – in etwa wie die Antwort auf eine Quizfrage, ohne dass eine der anderen Figuren oder man selbst als Leser*in vorher die Chance bekommen hätte, die Lösung eigenständig zu finden. Das fand ich wirklich schade und wurde dem sehr hohen Niveau der vorausgehenden Geschichte meiner Meinung nach nicht gerecht.

Thalia
(*)

Fazit

Bis ganz kurz vor Schluss hätte ich 5 Sterne an „Schnee“ vergeben. Die düstere und mystische Atmosphäre haben mich gepackt und in einen Sog gezogen, dem ich mich schwer entziehen konnte. Es hätte tatsächlich mein Thriller des Jahres werden können, wenn, ja wenn doch nur das Ende überzeugender gestaltet gewesen wäre. Somit reicht es schweren Herzens nur zu wohlmeinenden 4 Punkten. Empfehlen möchte ich das Buch trotzdem – die Auflösung und die Art, wie sie geschildert wird, mag anderen Leser*innen sicher besser gefallen als mir.

Bewertung

(Danke an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)

Teile den Beitrag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert